Vor einigen Tagen wurde der neue Flächennutzungsplan für Garching verabschiedet.

Dieser sieht vor, welche Flächen wie genutzt und zugeordnet werden sollen: Wohnbebauung, Gewerbe, Grün, Gemeinbedarf für Infrastruktur, Landwirtschaft usw. Grundlage für dessen Erstellung sollte das vor einem Jahr von allen Gruppierungen im Stadtrat verabschiedete Stadtentwicklungskonzept sein. Doch in einigen Punkten wurde leider schon heute von diesem Konzept abgewichen ….

Wie wird das erst sein, wenn konkrete Bebauungspläne aufgestellt werden?

Stadtentwicklung hat für uns nicht nur mit der Nutzung von Flächen zu tun, sondern auch mit politischen Zielen, wohin sich die Stadt entwickeln soll. Diese sind im Leitbild und den Leitlinien der Stadt Garching beschrieben und nicht im Flächennutzungsplan. Deshalb ist es unser Anliegen, dass diese Ziele und deren Zusammenschau nicht aus dem Auge verloren gehen, sondern umgesetzt werden: Für mehr Lebensqualität in Garching!

Einige unserer Kandidaten für die Stadtratswahl stellen in dieser Ausgabe ihre Vorstellungen und Anliegen für mehr Lebensqualität in Garching vor.

Zentrum:
Immer wieder stehen bei uns in der Fußgängerzone Läden leer. Deshalb brauchen wir für das gesamte Zentrum einschließlich Maibaumplatz, Postgut und Haus der Vereine, ein Nutzungs- und städtebauliches Gestaltungskonzept. Dann können auch so überdimensionierte Bauten wie am alten Scherer-Haus vermieden werden.

Dirnismaning:
Um den südlichen Ortseingang zu verschönern und die Splittersiedlung am Schleißheimer Kanal städtebaulich zu ordnen, werde ich mich für die Aufstellung eines entsprechenden Bebauungsplan einsetzen. Ebenso muss die Ortsdurchfahrt von Dirnismaning städtebaulich integriert und gestalterisch aufgewertet werden.

Durchgrünung/Ortspark:
Da in unserer Stadt die Grünflächen immer weniger, bzw. zubetoniert werden ( z.B. Maibaumplatz ), ist für mich die Entwicklung eines langfristigen Nutzungs- und Gestaltungskonzept für die öffentlichen Grünflächen, sowie die Errichtung eines Ortsparks, dringend notwendig.

Hochschul- und Forschungsgelände:
Um das Hochschul- und Forschungsgelände zu beleben, werde ich mich einsetzen für den Bau standortnaher Wohnungen für Gastprofessoren, einen öffentlich zugänglichen Lesesaal, eine Abendmensa, sowie notwendige Einrichtungen der Infrastruktur und der Gastronomie.

Radwege:
Mir sind durchgehende, vernetzte Radwege ins Zentrum wichtig! Wenn Sie von Garching Ost, West, Nord oder Süd ins Zentrum zum Einkaufen oder zur U-Bahn wollen, wird`s eng. Sie müssen Um- und Schleichwege fahren, auf der Straße oder auf dem Gehweg, der ein paar Meter vorher noch ein Radweg war. Zwar gibt es auch ins Zentrum immer mal Teilstücke ausgebauter Radwege, oft jedoch nur in eine Richtung und sie alle enden an den bekannten Engstellen. Spätestens dort wird´s dann gefährlich, nicht nur für Kinder und ältere Menschen. Deshalb brauchen wir dringend ein vernetztes Fuß- und Radwegesystem, insbesondere entlang der Hauptverkehrsstraßen. Das würde gleichzeitig auch die Attraktivität der U-Bahn noch steigern.

Wirtschaftsstandort:
Der Wirtschaftsstandort Garching muss die möglichen Synergieeffekte mit den wissenschaftlichen Einrichtungen auf dem Hochschul- und Forschungsgelände verstärkt ausschöpfen. Deshalb hat für mich die Ansiedlung von Unternehmen aus den Bereichen Hightech, Forschung, Entwicklung, Wissenstransfer und Umwelttechnologie Vorrang vor weiteren, nicht arbeitsplatzintensiven Logistikparks. Das fördert die Lebensqualität und stärkt die städtischen Finanzen.

Kultur:
Es ist mir ein Anliegen, das vielfältige kulturelle Angebot Garchings weiter auf hohem Niveau zu erhalten. Dabei gilt es immer wieder Ausschau zu halten, ob alle Interessen berücksichtigt werden und wie neue Zielgruppen, vor allem auch Jugendliche, Studenten und ausländische Mitbürger erreicht werden können. Deshalb brauchen wir nicht nur „hohes Niveau“, sondern auch niederschwellige Angebote an dezentralen Orten, wie sie z.B. von Vereinen, Kirchen und Jugendbürgerhäusern erbracht werden. Die Förderung studentischen Lebens, einer kleinteiligen, dezentralen Mitmachkultur und die Öffnung des Kulturangebots für neue Gruppen ist mir daher ein besonderes Anliegen, weil es die Lebensqualität in Garching steigert.

Vereine:
Unbestreitbar sind die Garchinger Vereine und Institutionen wie z.B. Sportvereine, Feuerwehren, Volkshoch- und Musikschule, Bibliothek, Seniorenbegegnungszentrum, die Kirchen oder Jugendbürgerhäuser, ganz unverzichtbare Orte der Begegnung. Indem sie einen, über ihren eigentlichen Zweck hinaus, ganz wichtigen Beitrag zur Integration und Kommunikation verschiedener Altersstufen, Nationalitäten und Milieus leisten, tragen sie entscheidend zur Beheimatung und Lebensqualität in Garching bei. Was wären Bürgerwoche und Straßenfest ohne sie! Deshalb hat die Unterstützung und Förderung der Garchinger Vereine und Institutionen für mich einen hohen Stellenwert.

Umwelt/Lärm/Feinstaub:
Lange Zeit war Garching und der Münchner Norden negativ vorbelastet durch Mülldeponien, Müll- und Klärschlammverbrennungsanlagen, Klärwerke, Lärm und Dauerstau. Jetzt jubeln ( fast ) Alle über die „Universitätsstadt“, die U-Bahn und das positive Image. Das ist zwar gut so, doch nur der Lärm der Autobahn ist in manchen Teilen Garchings zurückgegangen; alles Andere ist geblieben. Und wir müssen aufpassen, dass nicht neue Belastungen hinzukommen: Schon jetzt wird Garching viel häufiger überflogen, als noch vor ein paar Jahren; und wenn die 3. und 4. Startbahn kommen, werden wir über anhaltenden Fluglärm klagen. Die prognostizierte Zunahme des Verkehrsaufkommens auf der A 9 um täglich 50.000 KFZ, bei einer Verdoppelung des Schwerlastverkehrs, sowie der Ausbau der B 471 ohne Schutzwall und Flüsterasphalt, wird den Lärmpegel ebenfalls steigern. Von Feinstaubbelastung ganz zu schweigen. Warum ist eigentlich die Feinstaubbelastung in Garching bei täglich 140.000 KFZ auf der A 9 geringer als an der Landshuter-Allee, mit deutlich geringerem Verkehrsaufkommen? Nur weil der Wind den Feinstaub großflächig über Garching verteilt, oder an den „richtigen“ Stellen gemessen wurde?
Und wenn wir dann noch in Hochbrück eine Müllverbrennungsanlage genehmigen, dann haben wir uns selbst ein faules Ei in`s Nest gelegt.
Faule Eier stinken bekanntlich. Geothermie ja, aber eine Müllverbrennungsanlage ist kein Beitrag zur Verbesserung der Lebensqualität.

Freizeit und Erholung:
Das Entwicklungskonzept „Freizeit und Erholung“ des Stadtentwicklungsplans sieht verschiedene Freizeit- und Erholungseinrichtungen um den Garchinger See vor: Parklandschaft mit Wegen, Aufenthaltsbereichen und Spielplätzen, Minigolfanlage und Bolzplätze, Erweiterung der Kleingartenanlage, Dreifachturnhalle an der Schleißheimerstraße, Skateranlage. Meiner Meinung nach bedarf es einer behutsamen Gesamtplanung für dieses Areal, damit dort nicht nur etwas hingebaut wird, sondern damit auch die Lebensqualität verbessert wird.
Eine geplante völlig überdimensionierte Skateranlage mit Eventcharakter, die zudem überörtlichen Verkehr anzieht, passt jedenfalls nicht in diese Landschaft und auch nicht eine Ausweitung des Gewerbegebiets.

Sepp Koch